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Geschichte

Was bedeutet der 06.06.1844 in London für uns in Düsseldorf?
Oder: Wie die Arbeitsweise des YMCA den Jünglingsverein zum CVJM machte.

 

 

In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts entstanden in protestantischen Gebieten in West- und Mitteleuropa vielerorts christliche Jungmännervereine, im deutschsprachigen Raum "Jünglingsvereine" genannt. Der 1844 in London von dem 23-jährigen Tuchhändler George Williams gegründete Verein nannte sich "Young Men's Christian Association - YMCA" und erlangte weltweite Bedeutung.
In 10 bis 20 Jahren gab es YMCAs im ganzen britischen Commonwealth, in den USA und im französischen Sprachraum als "Union Chrétienne des Jeunes Gens - UCJG". Schon 1855 trafen sich in Paris 99 Vertreter aus 38 Vereinen, davon vier Deutsche. Sie schlossen sich zusammen zum "Weltbund der CVJMs" mit einer prägnant formulierten "Pariser Basis", die 1948 fast wörtlich auch die schriftliche Grundlage des Weltrates der Kirchen wurde.
Diese zukunftsorientierte Entwicklung fehlte in Deutschland. Territoriale und geistige Kleinstaaterei, landeskirchliche Granzen und deutsch-nationales Denken führten trotz guter Reden über die "Jünglingsvereinssache" nicht zu Taten.
Da kam 1881 ein Deutsch-Amerikaner nach Berlin mit dem unbekümmerten Pioniergeist der Neuen Welt, wo es längst nationale Zusammenschlüsse des CVJM gab. Jeder Verein hatte eigene Räume, ein breites Programmangebot für Leib, Seele und Geist, einen hauptamtlichen Sekretär zur Koordination und einen verantwortlichen Vorstand - alles im guten Einvernehmen, aber ohne Abhängigkeit von den Kirchen.
Dieser Fritz von Schlümbach war Evangelist und Sekretär eines deutschsprachigen Einwanderer-CVJM in den USA. Er regte zuerst einen Zusammenschluss aller deutschen Jünglingsvereine an. Schon 1882 kam es zu einem begeisterten Treffen am Hermannsdenkmal, dem Wahrzeichen deutscher Einheit. Aber der endgültige Zusammenschluss aller kam erst im Jahr 1900 zustande.
Sofortigen Erfolg hatte Schlümbach 1883 in Berlin mit der Gründung des ersten deutschen "CVJM" nach der Arbeitsweise des YMCA. Dieser Verein fand ungewöhnlich starken Zulauf, wurde Vorbild für ganz Deutschland. Zwar waren die 12 Berliner Jünglingsvereine nicht erfreut, aber - nach einem Polizeibericht - bei 300.000 alleinstehenden jungen Männern in der Metropole Berlin war genug Arbeit für alle da. Schon 1889 hatte der junge Verein ein riesiges Vereinshaus mit Hospiz im vornehmen Regierungsviertel in der Wilhelmstraße erbaut. Kein Wunder, dass ein Jünglingsverein nach dem anderen diese Arbeitsweise und den Namen "CVJM" übernahm: 1886 München, 1889 Stuttgart... und 1921-1929 Düsseldorf!
Auch in Düsseldorf gab es etwa 12 Jünglingsvereine. Der älteste (von 1845) nannte sich 1921 "CVJM zu Düsseldorf", war aber noch Gast im evangelischen Gemeindehaus in der Steinstraße.
1928 vereinigte er sich mit dem Verein vom Stadtteil Bilk zum "CVJM Düsseldorf e.V.", kaufte das Haus Südstraße 6, eröffnete es im März 1929 als "Haus des Jungen Mannes" und berief Ende dieses Jahres Ernst Halfmann als neuen Sekretär. Gerade von rechtzeitig: die im Oktober einsetzende Weltwirtschaftskrise hätte fast alle Pläne zunichte gemacht. Wie "notwendig" Hilfe für junge Männer war, zeigen die Besucherzahlen der seit 1927 durchgeführten Weihnachtsfeier für Alleinstehende: von 200 stiegen sie 1929 auf 500.
So hatte die Initiative von London 1844 im Jahre 1929 endgültig Düsseldorf erreicht! Zwar erst nach 85 Jahren und mit dem Umweg über New York und Berlin - aber unter dem Segen Gottes für diese Arbeit mit jungen Männern.
Als dann - in Düsseldorf 1975 - die Mädchen daraus den "Christlichen Verein Junger Menschen" machten, war die Zeit der Jünglinge endgültig vorbei.